Wann dir ein Pferdecoaching helfen kann und wann du die Finger davon lassen solltest – alle Vor- und Nachteile

Du hast schon verschiedene Coaching-Methoden ausprobiert und bist bisher noch nicht zur Lösung deines Themas gekommen? Pferdecoaching hat eine ganz andere Herangehensweise. Deswegen könnte das für dich der Durchbruch sein.​

Warum Pferdecoaching dir helfen kann

Coaching mit Pferden bringt dich ins Tun. Es wird viel weniger geredet als bei anderen Coaching-Methoden, dafür bist du mehr in Aktion. Gerade wenn du ein „Kopfmensch“ bist und alles durchdenken und kontrollieren willst, kann Pferdecoaching dich weiterbringen. Pferde lassen sich nicht kontrollieren und bringen einen Überraschungsmoment mit. Dadurch locken sie deine intuitive, kreative Seite hervor.

Bist du zu kritisch mit dir selbst und zweifelst oft an dir? Dann kann ein Coaching mit Pferden heilsam für dich sein. Pferde bewerten nicht und nehmen dich so an, wie du bist. Bei ihnen kannst du dich aufgehoben fühlen. Dieses Angenommen-Sein nimmt dir den Druck, etwas leisten zu müssen. Aus einer inneren Ruhe heraus findest du ganz neue Ideen für dein Thema.

Was passiert beim Pferdecoaching?

Beim Pferdecoaching geht es nicht ums Reiten lernen, sondern darum, wie du mit dem Pferd interagierst. Dein Coach wird dir eine Aufgabe geben, z. B. mit dem Pferd durch einen Parcours zu gehen. Dabei beobachtet dein Coach dich und das Verhalten des Pferdes, stellt dir Fragen oder macht einen Vorschlag, was du ausprobieren kannst.

Danach besprecht ihr, wie du dich bei der Aufgabe gefühlt hast und was zwischen dir und dem Pferd passiert ist. Dein Coach hilft dir, typische Muster zu erkennen. Und aus dem, was du mit dem Pferd erlebt hast, einen neuen Blick auf dein Thema zu finden. Mit diesen Erkenntnissen leitet ihr Aufgaben ab, was du in deinem Alltag anders machen kannst.

Für ein Pferdecoaching brauchst du keine Vorerfahrung mit Pferden. Alle Übungen finden vom Boden aus statt, es wird nicht geritten.

Das kann nur Pferdecoaching – 7 Vorteile

Pferdecoaching hat einen ganz anderen Ansatz als andere Coaching Methoden. Hier sind 7 Besonderheiten, die du nur beim Coaching mit Pferden bekommst:

1. Du fühlst dein Thema, statt drüber zu reden

In den Übungen mit den Pferden erlebst du direkt, wie du in der konkreten Situation reagierst. Statt lange zu erzählen, bist du mittendrin. Dein Coach wird eine passende Übung mit dem Pferd auswählen, so dass dein Thema sichtbar wird.

Wenn du lernen willst, deinen Raum besser zu behaupten, wirst du z.B. die Aufgabe bekommen, das Pferd auf Abstand zu halten. Dann erlebst du direkt, ob das Pferd deinen Raum respektiert oder dir ungefragt zu nahe kommt. Und was du tun musst, damit das Pferd Abstand zu dir hält.

Du kannst die Übung jederzeit kurz stoppen und reflektieren, was du denkst und fühlst. So wird dir direkt beim Tun bewusst, was in dir passiert und wie es beim Pferd ankommt.

2. Du hast zwei Coaches: Mensch und Pferd

Beim Pferdecoaching hast du einen menschlichen Coach, der dich beobachtet, dir gezielte Fragen stellt und Feedback gibt. Mit ihm kannst du „ganz normal“ reden. Zusätzlich hast du das Pferd als vierbeinigen Coach – und mit ihm kommunizierst du auf andere Weise.

Für das Pferd sind Worte nicht wichtig, es reagiert direkt auf deine Körpersprache. Es merkt sofort, wenn du deine Schultern hochziehst, den Atem anhältst oder dich anspannst und zögerlich bewegst. Selbst wenn ein Mensch diese minimalen Signale nicht erkennen würde: das Pferd nimmt sie wahr und reagiert darauf. Und dein Coach beobachtet die Reaktion des Pferdes und hilft dir, daraus Erkenntnisse über dich selbst abzuleiten.

So bekommst du Unterstützung von zwei Seiten: Du erlebst dein Thema mit dem Pferd und besprichst die Erlebnisse mit deinem Coach. Dadurch erkennst du schneller, wo dein „Knackpunkt“ ist und kannst eine passende Lösung für dein Thema finden.

3. Du bist automatisch entspannter, weil du draußen bist und dich bewegst

Pferdecoaching findet draußen statt – auf einem Platz im Freien, auf der Wiese oder in einer Halle. Du bist an der „frischen Luft“ und in der Natur. Deine Sinne werden auf vielfältige Weise angeregt: Du spürst Wind und Sonne, hörst das Schnauben der Pferde, riechst die Pferde oder das frische Gras. Das bringt dich ganz automatisch in den Moment und sorgt dafür, dass du entspannt und locker bist.

Wenn du dich mit dem Pferd bewegst, wird dein ganzer Körper aktiviert. Du kommst raus aus deinen Gedanken und nimmst deine Gefühle immer leichter wahr. Du atmest durch und wirst lockerer – außen wie innen. In diesem entspannten Zustand wird es dir leichter fallen, eine stimmige Lösung für dein Thema zu finden.

4. Du bekommst ein ehrliches Feedback auf dein Verhalten – ganz ohne Vorurteile

Pferde spiegeln dir deine Körpersprache. Deshalb erlebst du unmittelbar, wie du nach außen wirkst. Du hast leise Zweifel, ob du das Pferd zum Mitkommen auffordern darfst? Dann wird es einfach stehenbleiben. Du traust dich nicht, das Pferd von dir wegzuschicken, auch wenn es dir zu nah kommt und du dich unwohl fühlst? Dann wird das Pferd dir immer näher kommen und dich bedrängen – so lange, bis du dich traust, deinen Raum wirklich zu behaupten.

An der Reaktion des Pferdes kannst du klar ablesen, was du gerade mit deinem Körper ausdrückst. Und weil deine Gedanken und Gefühle eng mit deinem Körper zusammenhängen, macht dir das Coaching mit Pferden auch deine innere Haltung bewusst.

Pferde sind unbestechlich und gnadenlos ehrlich, aber dabei völlig wertfrei. Sie haben eine sehr charmante Art, dir zu zeigen, wenn du gerade nicht überzeugend bist: Sie tun einfach nicht das, was du willst – ohne dein Verhalten zu bewerten. Dadurch fällt es dir leichter, das Feedback anzunehmen und konstruktiv zu nutzen.

5. Dein Gehirn speichert besser, was du lernst

Beim Pferdecoaching bist du in einer völlig neuen Umgebung, fernab von deinem gewohnten Alltag. Dadurch bist du automatisch wacher und aufnahmefähiger. Mit dem Pferd erlebst du dein Thema direkt, und besonders die „Schlüsselmomente“ werden dir lange in Erinnerung bleiben.

Coaching mit Pferden ist Coaching mit allen Sinnen: Du bewegst dich, bekommst viele Eindrücke aus der Umgebung und kannst das Pferd berühren, das weiche Fell und den Atem spüren. Du bist offen und mit ganzem Herzen dabei, so dass dein Gehirn alle Erlebnisse besser abspeichern kann.

Auf die meisten Menschen wirken Pferden anziehend und motivierend. Ein so großes Tier, das freiwillig mit dir mitkommt und auf minimale Signale reagiert. Das kann schon sehr beeindruckend sein! Dadurch machst du einprägsame Erfahrungen, an die du dich auch im Alltag immer wieder erinnerst.

6. Das Pferd hilft dir fokussiert zu bleiben – es holt dich immer wieder ins Hier und Jetzt

Pferde leben ganz im Moment. Sie kennen keine Gedanken an gestern und morgen, und sie grübeln auch nicht. Beim Pferdecoaching wirst du sehr schnell merken, wenn deine Gedanken abschweifen: Dann macht das Pferd einfach nicht mehr mit. Es bleibt z.B. stehen, schaut in der Gegend herum oder läuft woanders hin.

Sobald du aber mit deiner Aufmerksamkeit „bei der Sache“ bist, macht auch das Pferd wieder mit. Auf diese Weise erinnert dich das Pferd daran, im Augenblick zu sein und bewusst wahrzunehmen, was jetzt gerade ist.

So bleibst du fokussiert bei deinem Thema und kannst schneller zu einer Lösung finden.

7. Du erlebst sofort Erfolge

Beim Coaching mit Pferden wirst du schnell typische Muster von dir wiedererkennen – so wie du sie auch mit im Alltag erlebst. Aber im Gegensatz zu anderen Coaching-Methoden kannst du direkt etwas Neues ausprobieren. Dein Coach wird dich mit Fragen unterstützen, und das Pferd zeigt dir sofort, wie deine Veränderung wirkt. Dadurch merkst du direkt im Coaching, was dich weiterbringt.

Du kannst auch erleben, mit wie wenig „Kraft“ du etwas bewirkst. Du musst nämlich gar nicht laut und grob sein, um das Pferd (und andere Menschen) zu überzeugen. Das Pferd läuft mit dir mit, wenn du innerlich klar weißt, was du willst. (Noch mehr Tipps für deine innere Stärke findest du hier: Innere Stärke entwickeln.)

Bist du sehr kritisch mit dir? Dann wirst du überrascht sein, wie leicht dir eine Übung mit den Pferden gelingt. So kannst du deine Stärken leichter erkennen und annehmen.

Wann sich Pferdecoaching nicht für dich eignet – 7 Punkte, die du beachten musst

Auch Coaching mit Pferden ist kein „Allheilmittel“. Es gibt einige Punkte zu bedenken, bevor du dich für ein Pferdecoaching entscheidest.

1. Du musst dich wohl fühlen in der Nähe von Pferden

Klar, wenn du große Angst vor Pferden hast oder Pferde überhaupt nicht magst, wird dir ein Coaching mit Pferden nicht viel bringen (es sei denn, dein Thema ist „Angst vor Pferden“). Du musst für ein Pferdecoaching zwar kein Pferdeliebhaber sein, brauchst aber eine gewisse Neugier für Pferde. Und du musst offen sein für das, was zwischen dir und dem Pferd passiert.

Wenn du gar nichts mit Pferden anfangen kannst, solltest du lieber eine andere Coaching-Methode wählen.

Auch wenn du allergisch auf Pferde bist, solltest du das vorher mit deinem Coach besprechen. Du musst beim Coaching nicht unbedingt so dicht ans Pferd heran – aber wenn du die ganze Zeit mit Taschentuch und Kratzen im Hals herumläufst, lenkt dich das zu sehr vom Thema ab.

2. Du musst weitere Wege zu den Pferden einplanen

Pferde leben (zum Glück) nicht direkt in der Stadt. Und es gibt weniger Anbieter für Pferdecoaching als für andere Coaching-Methoden. Deshalb musst du weitere Fahrtwege zum Coaching in Kauf nehmen. Du solltest dir für den Weg auch etwas Puffer einplanen, damit du nicht gehetzt beim Coaching ankommst.

Durch die Fahrtwege ist ein Pferdecoaching zeitintensiver als „normales“ Coaching. Außerdem brauchst du ein Auto, um zum Pferdehof zu kommen – falls es keinen Bahnanschluss oder Mitfahrmöglichkeit gibt.

Du hast einen vollen Terminkalender und die Fahrerei bereitet dir zusätzlichen Stress? Dann kannst du versuchen, einen einzelnen, längeren Coachingtermin als Impuls zu nehmen. Ansonsten schau dich lieber nach einem anderen Coaching in deiner Nähe um, als dich noch mehr zu stressen.

3. Coaching mit Pferden ist teurer als „normales“ Coaching

Pferdecoaching ist aufwendiger als Coaching in einer Praxis. Schließlich hast du zwei Coaches, die bezahlt werden wollen. Die Pferde brauchen Futter und Pflege – und das auch an den Tagen, an denen sie nicht im Coaching mitarbeiten.

Dadurch kostet ein Coaching mit Pferden tendenziell mehr als andere Coaching-Methoden. Es kommt natürlich auf den Anbieter an, aber du musst für ein professionelles Pferdecoaching mit Kosten ab ca. 100 € aufwärts pro Stunde rechnen, zzgl. Umsatzsteuer.

Du bist knapp bei Kasse, möchtest aber auf ein Feedback der Pferde nicht verzichten? Dann schau dich nach einem Seminar mit Pferden um, das zu deinem Thema passt. In einem Seminar bekommst du meist Coaching in Kleingruppen. Nicht so individuell wie ein Einzelcoaching – aber du kannst du trotzdem wertvolle Erkenntnisse mitnehmen und musst nicht so viel investieren.

4. Du musst bereit sein, auch mal im Regen zu stehen

Coaching mit Pferden ist nicht so bequem wie ein Coaching, bei dem du in einer Praxis gemütlich im Sessel sitzt. Es kann durchaus sein, dass du mal im Regen stehst. Oder im Matsch. Oder in der Sommerhitze. Pferde sind unterschiedliche Wetterbedingungen gewohnt. Aber wenn du sonst eher im warmen Büro sitzt, können dir Niesel oder Matsch schon mal die Laune vermiesen.

Es kann auch sein, dass sich durch schlechtes Wetter ein Coachingtermin verschiebt – dann musst du flexibel sein und den neuen Termin einrichten können.

Du brauchst für das Pferdecoaching auf jeden Fall wettergerechte Kleidung. Falls du sehr empfindlich bist, solltest du darauf achten, dass das Coaching in einer geschützten Halle stattfindet. Und im Winter lieber eine andere Coaching-Methode nehmen.

5. Du brauchst einen Coach, der sich gut mit Pferden UND Menschen auskennt

Pferde können nicht reden. Sie zeigen nur durch ihr Verhalten, wie sie dich wahrnehmen. Deshalb braucht es beim Pferdecoaching einen guter „Übersetzer“, damit du nicht die falschen Schlüsse ziehst.

Das Pferd schaut dich nicht an, sondern ganz woanders hin? Vielleicht hat das aber gar nichts mit dir zu tun, sondern das Pferd sieht etwas Aufregendes in der Umgebung. Für solche Situationen muss dein Coach sich gut mit Pferden auskennen, damit er das Verhalten des Pferdes richtig deutet – und dir die passenden Fragen stellt.

Du solltest bei der Auswahl deines Coaches also nicht nur darauf achten, dass er oder sie eine fundierte Coachingausbildung hat. Sondern auch jahrelange Pferdeerfahrung – und einen Umgang mit Pferden, der auf Freiwilligkeit und nicht auf Dominanz basiert.

6. Ohne Fokus wird aus Pferdecoaching nur „Pferde-Kuscheln“

Auch wenn schon das Zusammensein mit Pferden sehr schön ist: Beim Coaching geht es darum, dein konkretes Thema zu bearbeiten und eine Lösung zu finden, die dich weiterbringt. Deshalb braucht es einen klaren Fokus für die Übungen mit dem Pferd – von dir und von deinem Coach. Sonst stehst du vielleicht entspannt neben dem Pferd, hast eine nette Zeit, weißt aber danach nicht, wie dir das für dein Problem weiterhelfen soll.

Nur mit klarem Fokus, den ihr am besten vor der Pferdebegegnung besprecht, wird aus deiner investierten Zeit und Geld ein konstruktives Coaching. Sonst ist es nur nettes „Pferdekuscheln“.

Deshalb ist auch der Transfer deiner Erfahrung mit den Pferden wichtig. Dazu gehört, dass ihr am Ende deine Erkenntnisse zusammenfasst und konkrete Schritte vereinbart, so dass du im Alltag etwas damit anfangen kannst.

7. Pferdecoaching eignet sich nicht für jedes Thema

Pferdecoaching eignet sich am besten für Themen, die mit Kommunikation, Beziehung und Interaktion zu tun haben – da ist das Pferd dir als Gegenüber ein guter Spiegel.

Für Themen, bei denen Sprache oder bestimmte Abläufe wichtig sind („Wie führe ich ein Mitarbeitergespräch?“, „Wie mache ich mich selbstständig?“), werden dir andere Coaching-Methoden mehr bringen. Auch wenn du konkrete Ängste auflösen willst (z.B. Angst vor Spinnen, Fahrstuhl, Flugzeug), ist Coaching mit Pferden nicht geeignet.

Bei anderen Themen, z.B. wenn du eine wichtige Entscheidung treffen musst oder deinen Weg zu einem konkreten Ziel planen willst, kann Pferdecoaching hilfreich sein. Es ist aber nicht immer die beste Wahl – dafür gibt es wirksamere Methoden, z.B. aus dem NLP.

Du willst wissen, ob dein Thema für ein Pferdecoaching passt? Vereinbare ein kostenfreies Vorgespräch mit einem Coach und bitte ihn um eine ehrliche Einschätzung. Seriöse Coaches werden dir sagen, wenn das Thema nicht passt.

Mein Fazit: Wann ein Coaching mit Pferden dich weiterbringt

Ein Pferdecoaching kann dich aus der Reserve locken und zu überraschenden, neuen Erkenntnissen führen – besonders für „festgefahrene“ Muster und Themen, bei denen es um Beziehung und Kommunikation geht.

Damit das Coaching erfolgreich wird, musst du bereit sein:

  • zu fühlen und dich wirklich auf das Erleben mit dem Pferd einzulassen (warum Gefühle so wichtig sind, kannst du HIER noch genauer nachlesen)
  • ohne „Ausflüchte im Kopf“ bei der Sache zu bleiben
  • mehr Aufwand an Fahrerei und Kosten in Kauf zu nehmen
  • zu schauen, wie du das, was du mit dem Pferd erlebst, auf deinen Alltag übertragen kannst

Und du brauchst einen Coach mit Feingefühl, der sich gut mit Pferden und Menschen auskennt.

Tipp: Die meisten Coaches bieten ein kostenfreies Vorgespräch an. Nutze es, um den Coach kennenzulernen und frage auch, wie das Coaching abläuft und welche Pferde dabei eingesetzt werden.

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